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Grünen Wasserstoff bezahlbar und zugänglich für alle machen, das ist das Versprechen der Enapter AG

Die Enapter AG ist ein deutsch-italienisches Technologieunternehmen der Wasserstoffwirtschaft mit Produktionsstätten im münsterländischen Saerbeck sowie in der Nähe von Pisa. Im Interview mit Dr. Jürgen Laakmann, dem CEO der Enapter AG wollten wir wissen, wie das Unternehmen seine Mission „Grünen Wasserstoff bezahlbar und zugänglich für alle machen” in die Realität umsetzen möchte, warum Wasserstoff wirtschaftlich auf lange Sicht eine Erfolgsgeschichte werden kann und wie Laakmann den Kursverlauf der Enapter-Aktie bewertet.

INTERVIEW

EEconomy.eu: Für all diejenigen, die das Unternehmen Enapter noch nicht kennen, was genau machen Sie?

JÜRGEN LAAKMANN, CEO Enapter: Wir produzieren kompakte und skalierbare Wasserstoffgeneratoren. Mit diesen sogenannten Elektrolyseuren wird aus nachhaltigen Energiequellen wie Solar- und Windkraft grüner Wasserstoff hergestellt. So werden fossile Brennstoffe ersetzt und die Energiewende global vorangetrieben. Die von Enapter patentierte Anionenaustauschmembran-Technologie (AEM) ermöglicht eine standardisierte Serien- und Massenproduktion von hocheffizienten Elektrolyseuren in jedem Maßstab. Mittlerweile erzeugen in über 50 Ländern weltweit bereits mehr als 5.000 Geräte unterschiedlichster Größenklassen für über 375 Kunden grünen Wasserstoff. Die Elektrolyseure von Enapter kommen in diversen Anwendungsfeldern zum Einsatz, hauptsächlich in der Industrie, die grünen Wasserstoff damit selbst Vor-Ort produzieren. Aber auch bei Projekten zur  Energiespeicherung, Off-Grid-Anwendungen, Betankungsanlagen oder im Wohnungsbau.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Enapter?

Wir arbeiten mit einem skalierbaren System. Das müssen sie sich so vorstellen, dass in einem Elektrolyseur mit einer Eingangsleistung von z.B. einem Megawatt, viele kleine Elektrolyseure zusammengeschaltet sind. Quasi so, wie in einem Rechenzentrum, viele kleine Computer zusammengeschaltet sind und damit riesige Serverfarmen bilden. Wenn die Sonne aufgeht, fangen die ersten Einheiten im Elektrolyseur bereits an zu arbeiten und produzieren Wasserstoff. Das macht das Gesamtsystem hocheffizient und unterscheidet uns von den Wettbewerbern im Markt. Wir nutzen dazu aber auch eine besondere Technologie, die sogenannte AEM-Technologie. Unsere Wettbewerber nutzen eine PEM-Technologie. Der Vorteil der AEM-Technologie ist, dass kein Iridium eingesetzt wird. Iridium ist ein sehr seltenes und teures Edelmetall, das von der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) als „Kritisch“ eingestuft wurde, da es möglicherweise nicht genug Iridium geben wird, für den erwarteten Aufbau von Elektrolyseuren mit PEM Technologie. Unsere skalierbare Technologie ermöglicht es unseren Kunden, unterschiedlichste Größenordnungen – bis hin zu Multi-Megawatt Elektrolyseuren – aufzubauen oder auch jederzeit einfach zu erweitern.

Welche Produkte und Lösungen halten Sie parat?

Die Elektrolyseure von Enapter sind modular und skalierbar und ermöglichen damit die hocheffiziente Produktion von grünem Wasserstoff je nach Bedarf. Von 2,4 Kilowatt bis zu mehreren Megawatt. Aktuell haben wir 3 verschiedene standardisierte Elektrolyseure in unserem Portfolio, die allesamt ganz einfach über eine von uns entwickelte Software und via App bedient, überwacht und gewartet werden können. Aktuell erleben wir eine anziehende Nachfrage bei den Großsystemen in den Leistungsklassen 120 Kilowatt bis zu 3 Megawatt. Wir nennen diese Geräte Klasse: Multicore, da sie aus mehreren hunderten kleinen „Kernen“ bestehen.

Seit wann gibt es Enapter, wie viele Mitarbeitende haben Sie, wie hoch war Ihr Jahresumsatz 2023 und wie groß war Ihr Jahresgewinn?

Enapter wurde 2017 gestartet. Hervorgegangen ist das Unternehmen aus der italienischen Firma Heliocentris Italy und diese wiederum hatte Patente und Maschinen von einer Elektrolyseurfirma übernommen mit Namen Acta Spa. Heliocentris wurde dann umbenannt in Enapter , „En“ wie Energie und „apter“ wie adapter. Seitdem ist Enapter stark gewachsen. Von 11 Mitarbeitern 2017 auf aktuell rund 200 Mitarbeiter. 2023 hat sich der Produktumsatz mit rund 16 Mio Euro etwas über dem Vorjahresumsatz gehalten. Durch ein USA Lizenzgeschäft war der Gesamtumsatz aber bei insgesamt 31,5 Mio. Euro und das EBITDA belief sich auf 0,4 Mio. Euro. Damit war das EBITDA erstmals in der Unternehmensgeschichte von Enapter positiv.

Der Kursverfall fast aller Wasserstoff Aktien geht auch an Enapter nicht vorbei. Wie bewerten Sie Ihre Aktie aktuell und was denken Sie, welche Kurse dieses Jahr noch möglich sind?

Enapter konzentriert sich auf das operative Geschäft. Für uns steht der Kunde und die Qualität unserer Produkte im Mittelpunkt. Über den Aktienkurs entscheidet die Börse. Mit der jüngsten Kursentwicklung sind wir aber sicherlich nicht zufrieden. Wir werden, wie gewohnt, weiterhin transparent und regelmäßig über Geschäftsentwicklungen und -perspektiven berichten und darüber hinaus mit der Teilnahme an Analysten-, und Kapitalmarktkonferenzen für unsere Aktionäre Vor-Ort sein.

Ihre Mission lautet: „Grünen Wasserstoff bezahlbar und zugänglich für alle machen. Wir senken die Kosten von Wasserelektrolyse, damit Wasserstoff wettbewerbsfähig wird“. Wie weit sind Sie von dieser Zukunftsaussicht noch entfernt?

Wir sind auf dem richtigen Weg. Durch die Standardisierung unserer Elektrolyseure wird eine effiziente Produktion ermöglicht. Der Preis zwischen „grauem“ Wasserstoff und „grünem“ Wasserstoff ist nicht mehr weit voneinander entfernt, zumal durch den Einsatz von grauem Wasserstoff die Unternehmen durch CO2 Zertifikate belastet werden, da dieser Wasserstoff eben durch Ausstoß von CO2 produziert wird. Wir sehen steigende Nachfragen nach unseren Elektrolyseuren der Megawattklasse. Kunden legen Wert auf flexible Lösungen, um heute einen ersten Schritt zu machen und in der Zukunft dann weitere Schritte.

Wir werden unser Produktportfolio weiter ausbauen und weiter in neue Märkte expandieren mit unserem Wettbewerbsvorteil: Hocheffizient und kein Iridium.

Wie bewerten Sie die Zukunft von Wasserstoff? Warum wird Wasserstoff wirtschaftlich auf lange Sicht eine Erfolgsgeschichte?

Weil ohne Wasserstoff die ehrgeizigen Klimaziele weltweit nicht erreicht werden können. Wasserstoff ist ein zentraler Energieträger der Zukunft. Klimafreundlich, emissionsfrei, vielseitig einsetzbar, unbegrenzt vorhanden und gut zu transportieren. Er kann fossile Energieträger in vielen Bereichen ersetzen und eignet sich zudem auch hervorragend als Zwischenspeicher für erneuerbare Energien. Mit Wasserstoff haben wir einen zukunftssicheren und verlässlichen Energieträger. Das hat ja unter anderem auch die Bundesregierung erkannt, die Wasserstoff zu einem wichtigen Bestandteil zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2045 gemacht hat.

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Marcus Noack

Marcus Noack hat internationale Betriebswirtschaftslehre und international Business Communication studiert, ist gelernter Bürokaufmann, lebte und studierte mehrere Jahre in Spanien und ist seit mehr als 15 Jahren Unternehmer durch und durch. Seine Leidenschaft für das Schreiben hat er früh entdeckt.

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